Die Suche nach dem Klimaglück – Kita Hohenfriedbergstraße

Wie sich die Forscherkinder der Kita Hohenfriedbergstraße auf die Suche nach dem Klimaglück machten

Und das begann so: Unsere Kita bekam für den letzten heißen Sommer ein Wasser-Vernebelungssystem, um das Klima unter einem Sonnenschirm etwas erträglicher zu machen. Zudem beobachteten die Kinder, wie die Wiesen sich von grün in gelb verwandelten. Der Sommer 2022 war ja der heißeste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen in der Klimaforschung. Es regnete nie und unser riesiges Thermometer, welches in einem unserer Hochbeete steht, zeigte Temperaturen von über 40 Grad an.

Jeden Tag schauten wir nun die Temperatur nach und trugen diese über 4 Monate auf einem Plakat ein. Die Kinder wollten wissen, wieso es so heiß ist. So begannen wir mit den Kindern über CO² zu sprechen. Wo kommt das vor? Was kennen die Kinder?

Wir legten Decken über die Kinder und mit jeder weiteren Decke benannten wir eine Quelle, die CO² ausstößt. So wurde es unter den vielen Decken immer wärmer und für die Kinder wurde der Prozess erfahrbar gemacht. Durch Experimente mit dem Treibmittel Backpulver in Essig und einem Thermometer im Glas, wiesen wir die Erwärmung nach.

Wir malten eine riesige Weltkugel und zeichneten die Klimazonen ein. Wie ist das Klima am Äquator, in der Savanne, an den Poolkappen etc. Wo wohnen welche Tiere und können sich die Tiere an veränderte Bedingungen anpassen? Am Beispiel vom Eisbär zeigten wir die veränderten Lebensbedingungen auf und da die Kinder so viel Interesse an diesem Tier hatten, spielten wir hierzu ein freies Theaterstück (Jeux Dramatique). Wir untersuchten das Fell ganz speziell: Mit einer Infrarotlampe konnten wir feststellen, welche Farbe die Sonne am besten absorbieren kann. Die Kinder waren sehr verwundert, dass der Eisbär unter dem weißen Fell eine schwarze Haut hat.

Wasserknappheit war nun auch in unseren Breiten ersichtlich. Wir schauten uns mit den Kindern Länder an, wo schon immer auf Grund von Wassermangel schwere Lebensbedingungen herrschten z. B.  Wasser, welches aus Brunnen geholt und auf dem Kopf über viele Kilometer getragen werden muss. Wir schauten einen Film, wie Völker in Afrika einen Wassertanz praktizieren. Die Kinder bastelten sich Regenmacher und auch wir tanzten auf unserem Hof einen Regentanz.

Im Folgenden betrachteten wir die Bedeutung unserer Bäume und deren Fotosynthese und besprachen die Möglichkeit der Umwandlung von Co² in Sauerstoff. Auf unserem Außengelände suchte sich jedes Kind einen Lieblingsbaum und mit einem Herz in der Hand machten wir tolle Fotos. Die Kinder malten ihre Lieblingsbäume.

Damit die Kinder sich unter dem Treibhauseffekt etwas vorstellen konnten, bastelte jedes Kind in einem Schuhkarton eine Umgebung. Manche bauten Raketenstationen, LKW’s oder Schiffe, andere bauten Häuser oder Fabriken. Mit Pfeilen und Wattewolken untersuchten wir was passiert, wenn die Wärme nicht mehr in die Atmosphäre entweichen kann. Im Flur entstand eine große Ausstellung für alle Besucher unserer Kita.

Mit Hilfe einer Landkarte und Wattewolken zeigten wir den Kindern, wie durch Winde die „Stinkewolken“ in alle Länder unseres Planeten geweht werden. Auch Länder, die fast gar kein CO² ausstoßen, sind so betroffen. Wir diskutierten ob das gerecht sei.

Anfang November besuchten wir einen Wochenmarkt. Hier kauften wir verschiedene Apfelsorten ein. Wir verkosteten sie mit geschlossenen Augen. Kann ich auch noch Äpfel mit Schönheitsfehlern essen? Wieso ist eine Vielfalt für uns wichtig? Wie lagere ich Obst am besten, dass es möglichst lange hält. Wie schnell verrottet ein Apfel im Unterschied zu Papier oder Plastik?

Wir experimentieren zum Thema Reifeturbo, indem wir einen Apfel neben eine Banane legten. Wo kommt unser Obst eigentlich her, wollten die Kinder wissen. So schauten wir auf unserer Weltkarte nach, wo was wächst und untersuchten die langen Transportwege.

Inzwischen war Weihnachten und da die Kinder sehr an unsere Ernährung interessiert sind, überlegten wir, was der Unterschied zwischen Alltags- und Festtagsessen ist. Zu Hause malten die Kinder ihr Lieblingsessen. Die Kinder lieben Süßes und wir machten uns auf die Suche, wie viel Zucker in welchen Lebensmitteln steckt. Mit Würfelzucker zeigten wir die Menge und wie erstaunt waren die Kinder, zu sehen, wie viel Zucker z. B. auch in Ketchup steckt.

Wir hatten die Idee, gemeinsam mit den Eltern gesundes Brot und Plätzchen zu backen. So gingen wir in den Supermarkt und kauften dort ein.

Wie sind die Lebensmittel hier verpackt? Die Kinder stolperten immer über das Bio-Siegel und wollten wissen, was es damit auf sich hat.

Wir zeigten den Kindern die Kreislaufwirtschaft auf einem Bio Bauernhof und gemeinsam erstellten wir ein großes Plakat. Wir schauten uns die verschiedenen Siegel an. Dieses Thema war bei einigen Kindern (die sich Zuhause vegan ernähren) sehr heikel und so nutzten wir nur Begriffe, welche positiv konnotiert sind. Als Hausaufgabe machten nun alle ein Foto von ihrem Kühlschrank. Wir verglichen und schauten, wo welche Lebensmittel am besten gelagert werden. Wir zeigten den Kindern, wie viele Lebensmittel in Deutschland weg geschmissen werden und erstellten Plakate unter dem Aspekt  „Zu gut für die Tonne“.

Mit einem Ausflug zum NaturGut Ophoven konnten wir unser Projekt noch einmal erfahrbar machen. Wir besuchten die Ausstellung „Auf der Suche nach dem Klimaglück“. In unterschiedlichen Kontinenten konnten die Kinder herausfinden, dass Klimaglück für jedes Kind etwas anderes bedeuten kann. In Indien ist es lesen und schreiben zu können, in Australien steht das Wohl der Tiere im Mittelpunkt, in Nordamerika ist die Eisschmelze im Fokus, in Deutschland die Verschmutzung der Strände und die veränderte Fischerei.

Aus unserer Nachbarschaft erhielten wir eine Wurm-Kiste. 500 Humuswürmer sind nun die neuen Haustiere unserer Kita. Sie dürfen bis zu den Sommerferien verbleiben und werden von allen Kindern gern gefüttert. So begreifen die Kinder, wie aus Bioresten guter Humus wird.

Die Plätzchen, gemeinsam gebacken mit Großeltern, verkauften wir auf unserem Hof. Mit dem Erlös wollen wir unter Mithilfe des Fördervereins eine Wetterstation kaufen.

Unser Projekt endete in einem großen Forschernachmittag mit Eltern, wo wir unsere Plakate ausstellten. Quiz-Spiele griffen nochmal Themen auf und zeigten uns, was bei den Kindern von Bedeutung ist. Wir schälten Äpfel in langen Schlangen und verzehrten sie in Schokosauce und wir tanzten alle gemeinsam nochmals einen Regentanz.

Fazit der langen Suche war, dass jeder ein kleines bisschen zum Klimaglück durch sein eigenes Verhalten beitragen kann!

Bericht: Stefanie Seeburger-Rüth

Fotos: Marion Haucke